„Im Stile einer Spitzenmannschaft“ (Bericht von Benjamin Emonts)
Beim Sieg gegen Mammendorf machen die Wölfe keinen Schritt zu viel
Die gute Nachricht zuerst: Die Freizeitwölfe sind in der laufenden Saison zu einer echten Spitzenmannschaft mutiert. Sie haben in diesem Kalenderjahr bislang alle fünf Pflichtspiele gewonnen mit einem beachtlichen Torverhältnis von 25 zu acht. Die Mannschaft gewinnt mittlerweile sogar Spiele, bei denen sie deutlich unter ihren Möglichkeiten bleibt. Eindrucksvoll bewiesen hat sie das am vergangenen Freitag, als man den sympathischen und wacker kämpfenden SV Mammendorf in einem Sommerkick mit 3:2 bezwang. Die Mannschaft steuert somit auf den ersten Meistertitel ihrer Historie zu.
Auch außerhalb des Platzes macht sich die Erfolgswelle bereits bemerkbar. Das Spiel am Freitag fand vor der Rekordkulisse von drei Zuschauerinnen und Zuschauern statt. Eine davon war Feli, die Nichte von Michel, die statt eines Freizeitwolfs eine Mickey Mouse auf dem Fan-Shirt trug. „Das Spiel war trotz des heißen Wetters nicht langweilig“, analysierte sie im Stile von Kathrin Müller-Hohenstein. „Besonders hat mir der letzte Spielzug gefallen. Das Solo von Michel über den halben Platz.“ Im gleichen Block stand außerdem Benedikt, mittlerweile einer unserer treuesten Unterstützer. Benedikt war vor besonders von der Leistung seines Papas und Flügelstürmers Basti Bolz begeistert: „Mega gut“, sagt er. Etwas skeptischer äußerte sich unser Edelfan und Platzverantwortliche Bernd Battermann, der der Mannschaft seit vielen Jahren eigentlich wohlgesonnen ist. „Die erste Halbzeit hat mich an die deutsche Nationalelf erinnert. Das war hinten schwach und vorne noch schwächer. Genau wie Hansi Flick hat der Trainer zu spät reagiert. Aber der Platz war hervorragend“, bilanzierte er. Battermann hatte mit beidem Recht. Die Spieler wirkten anfangs doch sehr behäbig, während der Rasen trotz der anhaltenden Trockenheit sehr frisch und saftig daherkam. Ein wunderbares Geläuf – dank des Platzverantwortlichen und seiner Mähroboter-Armada. Nach dem Spiel bedankten sich die Freizeitwölfe bei ihren treuen Fans, die sie trotz der müden Leistung immer unterstützten. In Zukunft, das wurde per Eilverfahren entschieden, sollen die Fans als Anreiz zu jedem Spiel kostenlos eine Lunchbox und freie Wegbiere bekommen. Auf Nachfrage werden nach dem Spiel außerdem Schlaftabletten verteilt, damit die Fans nach grotesken Vorstellungen wie am Freitag keine Albträume verfolgen.
Denn der Erfolg wirft auch Schatten: In manchen Phasen des Spiels am Freitag ließen die Wölfe den letzten Biss vermissen, obwohl das Spiel bestens für sie begann. Bereits in der sechsten Spielminute hatte Basti Bolz vom linken Flügel eine maßgeschneiderte Flanke in den Strafraum gebracht; der eingelaufene Robert Gley, dem seit dem Turnier in Überacker zahlreiche hoch dotierte Angebote vorliegen, verwandelte sie mit einem präzisen Innenrist-Volley ins linke untere Eck. Ein herrliches Tor! Danach dachten jedoch alle, das Spiel laufe von selbst. Man führte die Zweikämpfe halbherzig und stellte die Räume nicht mehr richtig zu. Die Quittung folgte prompt. Unser Spieler Bobby, den die Wölfe den Mammendorfern ausgeliehen hatten, spielte erst einen traumhaften Steckpass zum Ausgleich und schloss dann persönlich einen Querpass zur Führung der Mammendorfer ab. Bobby, über den noch zu sprechen sein wird, war der Spieler des Spiels.
Die wachsende Erwartungshaltung der Wölfe war auch intern zu spüren. Trainer Christian Fintina stauchte seine Mannen ein ums andere Mal an der Außenlinie zusammen („Spinnt ihr? Ihr könnt doch den Detlef nicht andauernd steil schicken!“). Auch unter den Spielern war die Stimmung teils angespannt. Robert Gley, dem die Hitze offensichtlich zu Kopf gestiegen war, beklagte lautstark und mit seinem typischen Kopfschütteln, dass er keinen Ball auf der rechten Seite bekomme. Zu diesem Zeitpunkt hatte er aber schon ein Tor aufgelegt bekommen und war sechs, sieben Mal auf dem Flügel steil geschickt worden.
Benni und Basti bekamen sich in die Haare, weil Benni vor lauter Dribbeln wieder mehrfach den besser postierten Mitspieler übersah. Wenig später klatschten die beiden sich ab und die Sache war gegessen. Auch das ist eben Fußball. Nur durch Streicheln ist noch kein Wolfsrudel Meister geworden.
Überhaupt zeigten sich die Wölfe mal wieder als gute Gastgeber: Sie teilten nicht bloß ihr Bier, auch ihre Spieler, weil Mammendorf Personalprobleme plagten. Michel machte in der Verteidigung der Gäste eine starke Partie. Nach dem Abpfiff sagte er sichtlich erschöpft: „Das war ein klasse Spiel. Ich habe unheimlichen Druck verspürt. Man will sich ja nicht die Blöße geben vor der eigenen Mannschaft.“ Später, als sich zwei weitere Mammendorfer krampften, zogen auch noch Hanni Ostermair und der Mittelfeldstratege Denji „Bergkamp“ Meerkamp das gegnerische Trikot über. Auch sie boten eine ansprechende Leistung. Thomas, der Trainer der Mammendorfer, resümierte: „Ich bin echt stolz auf meine Jungs. Sie haben ein super Spiel gemacht trotz der Verletzungen. Auch der Bobby ist richtig eingeschlagen.“
Und damit zu einem kurzen Exkurs: Denn nach dem Spiel fragten sich viele: Wer genau ist dieser Bobby eigentlich? Er selbst gab dann einige Einblicke. Bobby ist mittlerweile 49 Jahre und stammt aus dem beschaulichen Dorf Dong Yong, rund 100 Kilometer von der chinesischen Metropole Hangzhou entfernt. Er begann das Fußballspielen im Alter von 15 Jahren. In China, beklagte er, spielen die meisten Vereine auf roter Asche. „Es gibt viele Fans, aber wenig Spieler.“ Von Dong Yong verschlug es Bobby später in die Weltstädte New York und Tokio („bester Fisch“), bevor er in den schönen Landkreis Dachau („Datscha“) kam. Er arbeitet als Informatiker bei einer Bank. Die Mannschaft seines Herzens ist der FC Bayern, sein Held heißt Maradona. Und 1860? Bei dieser Frage kann Bobby nur müde lächeln. In seiner Heimat gelten Löwen offenbar als Delikatesse. (Nein, nicht in Frühlingsrollen, puuh). Von schlechtem Gewissen also keine Spur. Nachdem Bobby zum Mann des Spiels gewählt worden war, sagte er in der Mixed Zone: „Ich habe echt Spaß bei Euch. Besonders, wenn ich Euch ärgern kann.“ Zum Hintergrund: Bobby hatte sich 80 Minuten lang mit unserer Streitaxt Jose, der im normalen Leben für ein Raumfahrtunternehmen arbeitet, ein packendes Duell geliefert. Jose meinte nach dem Spiel bloß: „Tödlich. Der Mann hat kein Gramm Fett. Der Kerl ist zu jung für mich.“
Im Stile einer Spitzenmannschaft konnten die Wölfe die Partie noch drehen. Besonders bemerkenswert: Vor dem Ausgleich hatte Oli Greve, der das Wolfsrudel hervorragend orchestrierte, zu einem historischen Solo über den halben Platz angesetzt und im Stile des ehemaligen argentinischen Nationalspielers Riquelme locker fünf Gegenspieler umkurvt, bevor er auf Benni querlegte. Der musste den Ball bloß noch einschieben. Den Siegtreffer bereitete wiederum einer vor, den die Wölfe lange Zeit schmerzlich vermisst haben. Thorsten hatte zuletzt an einem Bandscheibenschaden laboriert und war auf Reha wochenlang in einem saudischen Harem („Hat gutgetan.“). Trotz der langen Pause machte er eine richtig gute Partie. Vor dem Tor narrte er einen Gegenspieler und scheiterte bloß am Torwart, ehe Benni den Abpraller in die Maschen bugsierte.
So endete der Abend wie immer versöhnlich mit drei „Kuongs“ auf den Treppen vor dem Sportheim, also drei Trageln kühlem Hellen. Unser Bierbeauftragter Basti Nitz brachte die Sache nach dem Duschen und mit sommerlichen Nachschwitze-Schweißperlen auf der Stirn nochmals auf den Punkt: „Alles gut. Wir haben gewonnen und fertig.“ Es sprach eben der Traglbeauftragte eines Spitzenteams.
Statistik:
1:0 Robert Gley vollendet eine Maßflanke von Basti Bolz
1:1 Leihspieler Bobby spielt einen traumhaften Steckpass
1:2 Bobby verwandelt einen Querpass im Strafraum
2:2 Benni staubt nach einem Greve-Solo ab
3:2 Benni verwertet einen Abpraller nach Thorsten-Schuss
TSV Schwabhausen 1929 e.V. (Fußball), 85247 Schwabhausen