Ein Abend für die Geschichtsbücher: Auf Kunstrasen schießen Freizeitwölfe die Lichter aus
(Autor: Benni Emonts)
Die Irritationen waren groß vor dem historischen Auftritt der Freizeitwölfe gegen eine gänzlich unbekannte Mannschaft aus der Kreisstadt Dachau. Bereits vor Wochen hatte es Gerüchte gegeben, man treffe auf eine „Akademiker-Auswahl“, weshalb sich die Wölfe fragten, ob sie vor dem Spiel einen IQ-Test vorweisen müssten. Das jedoch blieb ihnen erspart, im Nachhinein stellte sich heraus, dass sich die Dachauer, die am Montag ihr allererstes (!) Spiel absolvierten, lediglich als „Akademische Ballvirtuosen“, kurz ABV, bezeichnen. Sie erwiesen sich als überaus faire, gebildete Sportsmänner. Doch es gab noch eine andere Baustelle. Nur Tage vor Anpfiff war auch dem letzten Freizeitwolf bewusst geworden, dass das Spiel auf einem dieser modernen Kunstrasenplätze stattfinden würde – ein absolutes Novum in der Geschichte der Freizeitwölfe. Die Verunsicherung im Gruppenchat war entsprechend greifbar, bis der alte Haudegen und Abwehrchef Mark Stöber intervenierte. Der 49-Jährige hat in seiner Karriere schon Schlachten auf ostdeutschen Rumpelplätzen und Erdweger Buckelpisten geschlagen, ein Kunstrasen stellt ihn vor keine Probleme. Sein Hinweis lautete also: „Gewünscht sind Multinocken oder normale Noppenschuhe. Hauptsache keine Schraubstollen.“ An diese Vorgabe hielten sich denn auch alle. Der schmerzlich vermisste Sigi Mayr alias „Das Horn von Kollbach“ fiel jedoch verletzungsbedingt aus, worauf der Kunstrasen erleichtert durchatmete.
So viel zum Vorgeplänkel. Auf dem Platz stellten die Freizeitwölfe nach ersten, tapsigen Gehversuchen fest: Auf diesen Kunstrasenplätzen kann man tatsächlich ganz normal laufen. Aus der anfänglichen Verunsicherung entwickelten die Wölfe eine regelrechte Geilheit, es den Virtuosen zu zeigen. Sie gingen voller Torhunger und Spielfreude in ihr letztes Saisonspiel. Bei bestem Fritz-Walter-Wetter – es schüttete von der ersten bis zur 90. Minute wie aus Kübeln – ließen die Freizeitwölfe vom Anstoß weg im Stile einer Spitzenmannschaft den Ball zirkulieren. Bereits im ersten Angriff tauchte Alleskönner Andreas „Schlucki“ Hillreiner nach einer Kombination über 22 Stationen frei vor dem Tor auf, doch sein klug gemeinter Querpass fand keinen Abnehmer. Die Marschrichtung jedoch war nun allen klar: Volle Attacke! Schon in der vierten Minute eroberte Topstürmer Peter Glas den Ball am Sechzehner, umkurvte den Torwart und schob problemlos ein. Über Glas wird später noch zu sprechen sein.
Aus der frühen Führung entwickelte sich ein regelrechtes Schützenfest. Daran beteiligt war auch der nimmermüde Matthias Meiler, der an diesem Abend so viel dribbelte, dass er von seinen Mannschaftskollegen später gemobbt wurde. Doch zumindest in dieser Aktion gab der Erfolg ihm Recht. Im Stile eines blutigen Anfängers stolperte, ja hinkte Meiler an drei Gegenspielern vorbei, bis er den Ball virtuos mit seinem linken Außenrist in den Winkel platzierte. Im obligatorischen Jahresrückblick auf dem vereinseigenen Sender Freizeitwölfe-TV hat die „Slapstick-Vorlage“, wie Pressesprecher Sepp Pfeil die Aktion resümierte, ihren Platz bereits sicher. Das Thema „Vorlage“ sollte später auch in der Kabine noch thematisiert werden. In Zukunft könnte es Assist-Punkte auch für die Vorlage zur Vorlage geben. Der Gewinner soll als Trophäe eine „Vorspiel-Kanone“ in Form eines Dildos erhalten. Die Frauen der Freizeitwölfe frohlocken bereits.
Die restliche erste Halbzeit setzte sich die drückende Überlegenheit der Freizeitwölfe fort. Rudolf „Bull“ Obermaier, der in der Kabine mit einem pinken Regenschirm für Entsetzen sorgte, baute als Libero das Spiel geschickt von hinten auf. Von eins bis elf waren alle Spieler permanent in Bewegung, der Ball lief flott und sicher durch die eigenen Reihen. Die logische Konsequenz waren zwei weitere Tore, ein Fernschuss mit links von Peter Glas, bei dem der Torwart daneben faustete, und ein Eigentor eines alten Bekannten der Freizeitwölfe: Helmut Stöber. Leider war sein Sohn Mark Stöber verletzt, sodass den Zuschauern das historische Vater-Sohn-Duell verwehrt blieb. Die Mitspieler von Stöber Junior konnten kaum fassen, dass ihr Abwehrchef sie im Stich ließ, obwohl er lediglich an einem Muskelfaserriss im linken Oberschenkel und einer Adduktorenzerrung am rechten Bein laborierte. In der Mannschaft gilt Stöber eigentlich als „unkaputtbar“.
So blieb das Highlight des gesamten Spiels dem Stürmer und Erfolgscoach Christian Fintina vorbehalten. Seine Direktabnahme mit dem rechten Schlappen gegen Ende der Halbzeit erinnerte an das legendäre Spiel zwischen Holzbein Kiel und Südabrarup, das „Werner Beinhart“ aus seiner Dachgeschosswohnung am Kieler Wochenmarkt kommentierte. Die teilweise blinden Spieler schossen damals zahlreiche Kirmesbuden kaputt. Fintina allerdings scheitere nun knapp mit seinem Schussversuch daran, die Lampe des linken Flutlichts in 50 Metern Höhe auszuknipsen. Es gab Gelächter und Einwurf für die Gegner.
Die zweite Hälfe lief in gewohnter Manier weiter. Der fleißige Basti Bolz erzielte gleich nach der Pause das fünfte Tor nach einer Superhereingabe von der Grundlinie; Peter Glas mit einem Schlenzer und Benni Emonts mit einem Flachschuss legten nach. Größere Gefühlausbrüche auf der Bank gab es nur noch einmal, als Präsident und Edeljoker Detlef Fischer zu einem fulminanten Kopfball ansetzte. Jeder hätte ihm das Tor von Herzen gegönnt, doch ausgerechnet jetzt parierte der gegnerische Torwart glänzend. Immerhin gelangte der Ball noch in derselben Situation zu Peter Glas, der aus kurzer Distanz einschob. Ein Schnellgericht schrieb Fischer eine halbe Vorlage gut. Mit zwei weiteren Treffern in den Schlussminuten schnürte Glas sogar noch einen Fünfer-Pack und sicherte sich eine halbe Torjägerkanone anno 2020. (Das gute Möbelstück wird zeitnah von M. Meiler angeliefert). „I hob ned anders kena“, sagte Glas später, gewohnt bescheiden. In lediglich zwei Spielen hat der mannschaftsdienliche Pellheimer damit sechs Tore geschossen, wobei es nach allgemeiner Einschätzung auch 20 hätten sein können. Eine Quote, bei der es Robert Lewandowski im benachbarten München schwindlig werden dürfte.
So ging ein historischer Abend für die Freizeitwölfe mit einem 9:0 Kantersieg im strömenden Regen am Dachauer Stadtwald zu Ende. Die Torbilanz aus den beiden letzten Spielen beträgt sagenhafte 17:1. Es war ein versöhnliches Ende dieser so schwierigen und einzigartigen Saison, in der die Mannschaft trotz des Lockdowns und komplizierter Rahmenbedingungen weitergewachsen ist (tolle Neuzugänge wie Martin Peters und Sebastian Ehnes) und Woche für Woche mit bis zu 22 Mann (!) fleißig trainiert. Großer Dank gebührt wieder einmal unserem Rudelführer Sepp Pfeil, der es trotz strenger Hygieneregeln geschafft hat, sechs Spiele zu organisieren – in einer Zeit, in der es ohnehin immer weniger AH-Mannschaften gibt. Großes Merci! Nach dem Spiel gönnten sich die Wölfe zwar kein Bier, aber immerhin ein Paulaner, das der Brauereiangestellte Michel dankenswerterweise spendiert hatte. Sepp Pfeil hatte zum Schluss noch einen wichtigen Hinweis: Das Training am Mittwoch findet in Schwabhausen statt – oder doch in Erdweg?
Anmerkung des „Rudelführers“: Der Autor dieser Zeilen glänzte durch überragende Mannschaftsdienlichkeit, was so wirklich niemand von ihm erwartet hätte. Am Schluss musste er sich sogar noch Vorwürfe gefallen lassen, „Gib den Ball doch nicht immer ab! Vorlage, Vorlage, Vorlage ….. fällt Dir denn gar nichts anderes ein! Geh doch mal alleine und zeige ENDLICH auch mal, dass Du dribbeln kannst. So wie der Matthias, der hat doch auch kaum abgespielt!“ Der völlig verdatterte Benni konnte nur noch staunen.
DANKE Benni für diesen geilen Spielbericht!
Statistik:
0:1 ( 4.) Glas Peter nach einer Einzelleistung
0:2 (15.) Meiler Matthias, nach eigener slapstickartiger Vorlage
0:3 (24.) Glas Peter nach Vorlage von Greve Oli
0:4 (40.) Eigentor Helmut Stöber
0:5 (46.) Bolz Sebastian nach genialer Vorarbeit von Emonts Benni
0:6 (60.) Glas Peter nach Pass von Emonts Benni
0:7 (70.) Emonts Benni nach Assist von Meiler Matthias
0:8 (78.) Glas Peter nach Vorlage von Meiler Matthias u. Fischer Detlef
0:9 (80.) Glas Peter nach Vorlage von Ehnes Sebastian
TSV Schwabhausen 1929 e.V. (Fußball), 85247 Schwabhausen