"Zerfahrener Candlelight-Kick in Überacker!"
Hauptakteur an diesem Abend war das schwächelnde Flutlicht in Überacker. Trotz, oder gerade wegen der neuen Steuerung funktionerte sie nur halbwegs, manchmal fiel sie sogar ganz aus. Das Licht wurde schwächer, stärker oder flackerte, nur zwei Masten funktionierten wirklich einwandfrei. Das Wechselspiel zwischen heller und dunkler Ausleuchtung des Platzes oder gar sekundenlanger totaler Dunkelheit war an diesem Abend die größte Herausforderung für alle Akteure.
Beide Mannschaften bemühten sich um einen geordneten Spielaufbau, doch selten resultierten daraus gekonnt vorgetragene Angriffe. Immer wieder schlichen sich leichte Abspielfehler ein. Das galt für beide Mannschaften. Den Freizeitwölfen gelang in der 7. Spielminute der erste sehenswerte Angriff. Auf der rechen Seite kam der Ball zu unserem Dortmund-Fan, Christian Egert. Der schaute und flankte mustergültig vor das Tor, wo Sebastian Bolz den Ball mit dem Kopf gegen die Laufrichtung des Torwarts zum 1:0 für die Gäste versenkte. Sehr zur Freude seines mitgereisten kleinen Sohnes.
Doch dieses Tor brachte keine Sicherheit ins Spiel und die Hausherren nutzten das nur zwei Minuten später weidlich aus, als ein Weitschuss am verdutzten Woife vorbei im Tor landete, 1:1. Die Spielidee bei den Freizeitwölfen war zwar erkennbar, aber zu leichte Abspielfehler verhinderten meist einen schlüssig vorgetragenen Angriff. Die dürftige Platzbeleuchtung tat da natürlich ein Übriges. Dennoch kamen die Gäste zu einigen guten Torgelegenheiten. Im Auslassen von Chancen zeichnete sich vor allem Florian Fuchsbichler aus. Der hatte sich fest vorgenommen, sich bei seinem Einstand bei den Freizeitwölfen nicht gleich mit einem Tor in den Vordergrund zu drängen. Er hielt sich während des gesamten Spiels an seinen ‚Ehrenkodex‘ und ließ deshalb konsequent alle Chancen ungenutzt, auch wenn sie noch so vielversprechend waren. Einsatz und Laufbereitschaft waren allerdings vorbildlich und er hat fest versprochen seinen Vorsatz beim nächsten Spiel aufzugeben.
In der 18. Spielminute rumpelten Markus Hörmann und der gegnerische Torwart beim Kampf um den Ball unglücklich ineinander. Leider verletzte sich der Torwart aus Überacker in dieser Szene an der Schulter und konnte nicht mehr weiterspielen. Ein Feldspieler musste nun das Torwarttrikot überstreifen. Wir hoffen, dass sich die Verletzung als nicht so schlimm herausstellt und wünschen ihm an dieser Stelle alles Gute und eine rasche Genesung.
Den größten Teil der Halbzeitpause verbrachten alle in vollkommener Dunkelheit. Nachdem das Flutlicht in seiner lauen Pracht wieder anging, konnte die zweite Hälfte angepfiffen werden. Nach wenigen Minuten schaltete sich der Fels in der Abwehr, Mark Stöber auch in den Angriff mit ein und überraschte den gegnerischen Torwart mit einem wuchtigen Weitschuss. Dieser konnte den Ball nur nach vorne abwehren, wo sich Markus Hörmann den Ball schnappte und zur erneuten Führung einschob. Fünf Minuten später unterlief der Axt von Tandern, dem unnachahmlichen Biertraglvirtuosen Basti Nitz, ein Handspiel. Der fällige Elfmeter wurde verwandelt, obwohl Woife Sterflinger ihn zunächst abwehren konnte, aber dann trudelte der Ball doch irgendwie über die Linie. Nur vier Minuten später nutzten die Hausherren eine weitere Unachtsamkeit der Freizeitwölfe und gingen sogar mit 3:2 in Führung. In der Folge musste Mark Stöber mehrmals in höchster Not retten und auch die „Mister-Zuverlässig-Zwillinge“, Oli Greve und Jose Reichlmair leisteten Schwerstarbeit. Im Gegenzug vergab Peter Glas zweimal in aussichtsreicher Position. Es dauerte bis zur 68. Minute ehe den emsig bemühten Gästen endlich der verdiente Ausgleich gelang. Erich Rixner fasste sich ein Herz und nagelte den Ball aus gut 25 Metern in den linken oberen Winkel. Ein Traumtor.
Nachdem sich Florian Fuchsbichler wieder einmal weigerte ein Tor zu erzielen, wurde Sepp Pfeil, der alternde Sportdirektor der Freizeitwölfe eingewechselt. Und er zeigte dem Newcomer aus Walkertshofen wie das Tore schießen geht. Wenngleich ihm das Peter Glas, der sich super durchgetankt hatte, sehr leicht machte und der Sepp nur noch einzuschieben brauchte. Jetzt waren sich die Freizeitwölfe sicher, dass sie das Spiel gewinnen würden. Weit gefehlt. Wieder gelang den Hausherren nach einem Konter der Ausgleich. Ausgerechnet der Torschütze zum 4:3 Führungstreffer, Sepp Pfeil war der Ausgangspunkt. Sein schlampiges Zuspiel auf Peter Glas, landete beim Gegner und die ließen sich nicht zweimal bitten und nahmen das Geschenk gerne an. Wäre das Zuspiel geglückt, so wäre Peter Glas alleine durch gewesen. Auch Markus Hörmann war anspielbereit, aber dessen laute Zurufe ignorierte der Sportdirektor gekonnt (oder in gewohnter Schwerhörigkeit). Christian Christian wechselte ihn daraufhin sofort aus und übernahm selbst in den letzten fünf Minuten seine Position. Alles richtig gemacht! Denn nur Sekunden vor dem Abpfiff landete ein feines Zuspiel von Florian Fuchsbichler genau vor seinen Füßen. Er lief noch ein paar Schritte und drosch dann aus rund acht Metern den Ball oben rechts in den Kasten. Unmittelbar danach war Schluss und die Freizeitwölfe gingen als glücklicher, aber nicht unverdienter Sieger vom Platz.
Im Vereinslokal saßen dann alle gemeinsam noch lange zusammen. Das Spiel wurde analysiert und Erich Rixner erklärte dabei die Entstehung seines ‚Tor des Monats‘. „Ich fühlte mich dabei wie ein Beihirsch“, sagte er zu seinen verdutzten Kollegen. Als er in viele ratlose Gesichter blickte, holte er in seinen Ausführungen weiter aus…
Inzwischen hatte sich Ragnheiður* (*richtiger Name ist der Redaktion bekannt), die hübsche und nette Tochter der Wirtin und Fan allen isländischen (einschließlich ihrer Tattoo`s), nach ihrem Feierabend zum Rest der Freizeitwölfe dazu gesetzt. „Ihr seid so nett und sympathisch“, sagte sie. Der Erich bezog das wie selbstverständlich ausschließlich auf sich. Ihr Erscheinen spornte den Erich dann zu einer wahren Galavorstellung an, zumal Ragnheiður* ihm auch noch gestand, dass sie ihn von irgendwo her kenne.
Um seinen Mitspielern und Ragnheiður* seine Emotionen beim Tor in aller Ausführlichkeit zu verdeutlichen, erklärte er, dass ein Beihirsch das Rudel begattet, während sich der Rudelführer um die Sicherheit der Herde kümmert. Genauso sei es ihm ergangen. Die fassungslosen und weiterhin ungläubigen Mitspieler fragten -akademisch eingeschüchtert- vorsichtig nach, was denn das mit seinem Tor zu tun hätte. Schon mit etwas weniger Geduld nahm er den Faden widerwillig wieder auf, „Des ist doch klar, während sich die anderen Hirsche im Angriff abmühten, abrackerten und den Ball aus den Augen verloren, lag dieser auf einmal vor mir und ich nutzte die Situation wie ein Beihirsch aus“.
Als er in die immer noch ratlosen Gesichter seiner Mitspieler sah, konnte er darin nur die pure Verzweiflung erkennen. „Das sind solche Deppen!“ erklärte er Ragnheiður*, die ihn immer wieder verstehend anlächelte. Und in seinem grenzenlosen Überschwang, widmete er ihr sein Tor, samt Assist.
Mit etwas weniger akademischen Hintergrund hätte man auch sagen können, wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte. Doch diese Erklärung war unserem Lateiner offensichtlich viel zu kurz und banal.
Statistik:
0:1 ( 7. Min) Kopfball Sebastian Bolz nach punktgenauer Hereingabe von Christian Egert
1:1 ( 9. Min)
1:2 (45. Min) Markus Hörmann verwertet einen Abpraller nach einem Weitschuss von Mark Stöber
2:2 (50. Min) Handelfmeter
3:2 (54. Min) nach Ballverlust im eigenen Strafraum
3:3 (68. Min) Traumtor von Erich Rixner in den Winkel, nach eigener Balleroberung
3:4 (70. Min) Nach herrlicher Vorarbeit von Peter Glas braucht Pfeil Sepp nur noch einzuschieben
4:4 (75. Min) Konter nach Ballverlust von Sepp Pfeil
4:5 (80. Min) Christian Fintina nach Klassezuspiel von Florian Fuchsbichler
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